Gemeinsam mit dem Xperion konnten wir das ehrgeizige Projekt Xperion NXT ins Leben rufen. Worum es dabei geht? Die gezielte Förderung aufstrebender Counter Strike Talente. Um mehr über den Status Quo und die weiteren Schritte zu erfahren, haben wir uns mit Denis Howell als Head of Counter Strike bei der esports player foundation unterhalten.
epf: Dennis, mit welcher Motivation seid ihr beiden, Christian Lenz (Director of Esports, epf) und du dieses Projekt angegangen und welche Rolle spielt ihr heute in Bezug auf Xperion NXT?
Dennis Howell: Unsere Motivation ist es, jungen und aufstrebenden Talenten direkt von Beginn an eine professionelle Umgebung und Atmosphäre aufzuzeigen, um Ihnen bewusst zu machen, wie weit der Esports bereits vorangeschritten ist.
Hierzu haben wir einen kompletten Coaching-Staff und Mentoren zusammengestellt, die allesamt an der Entwicklung des Teams beteiligt sind. Nicht zu vergessen ist natürlich die außergewöhnliche Infrastruktur, welche mit dem Xperion als Partner gegeben ist. Dadurch haben wir natürlich viel mehr Möglichkeiten, das Ganze professionell zu gestalten. Die Aufgabe von Christian Lenz, mir und allgemein der EPF ist es, Talente bestmöglich in ihrem Vorhaben, Profi zu werden, zu unterstützen. Hierfür arbeiten wir mit verschiedenen Förderbausteinen, wie u.a. dem mentalen Training, mit Sportpsychologen, Ernährungsberatung und vielem mehr.
epf: Kannst du ein kurzes Resümee ziehen, was bereits alles geschehen ist?
Dennis Howell: Begonnen hat alles mit zwei Talent-Auswahl-Camps, auf welche sich jede/r bewerben konnte. Gemeinsam mit dem Coaching-Staff wurde jede einzelne Bewerbung geprüft, sodass wir eine Vorauswahl treffen konnten und die vielversprechendsten Talente schließlich zu den Camps eingeladen wurden. Vor Ort haben wir dann geschaut, wie sie unter Druck performen und was für ein Verhalten sie an den Tag legen. Das finale Auswahl Camp fand schließlich in Köln statt, auf welchem die Verantwortlichen des Xperion und wir von der epf dann aus den verbleibenden Teilnehmenden das Xperion NXT Team gedraftet haben.
Was den spielerischen Erfolg anbelangt, konnten wir nach einer starken Season in welcher das Team mit 25:3 abgeliefert hat, direkt einen großen Meilenstein mit dem Aufstieg in die ESEA Main erzielen. Die Jungs arbeiten kontinuierlich, sehr hart, um ihre Träume zu verwirklichen. Ich denke, dass auch so etwas wie der Besuch der IEM Cologne 2023, welchen wir mit dem Xperion den Spielern ermöglicht hatten, allen Spielern nochmal einen Motivationsschub gegeben und ganz klar gezeigt hat, was sie in der Zukunft alles erreichen können.
epf: Wie steht es eigentlich um die langfristige Vision für Xperion NXT?
Dennis Howell: Wie bereits gesagt, wollen wir jungen Talenten bestmöglich helfen, sich weiterzuentwickeln. Mit dem Aufstieg in die ESEA Main haben wir nun eine gute Grundlage, dass sich das Team noch viel weiter verbessern kann, gegen bessere Gegner antritt und mit fortschreitendem Alter und steigender Erfahrung ist dann hoffentlich bald noch viel mehr möglich. Eventuell geht es schließlich mit einer neuen deutschen „ESL Meisterschaft“ ganz hoch hinaus? Wer weiß…
epf: Gibt es bei der Betreuung des Teams Besonderheiten oder Unterschiede im Vergleich zu anderen Teams bereits etablierter Orgs.?
Dennis Howell: Da wir als Xperion und epf ganz andere Möglichkeiten und Ressourcen haben als die meisten anderen deutschen Organisationen, gibt es sicherlich Unterschiede. Es ist zum Beispiel nicht die Norm, dass die Spieler Solo-Coachings von externen Top-Coaches in Anspruch nehmen können, um eine weitere Perspektive zu erhalten (wie zum Beispiel durch “enkay J”) oder noch wichtiger, bereits so früh mit einem Sportpsychologen zu arbeiten. Mit den Ressourcen und Möglichkeiten des Xperion, ist nicht nur im Bereich Vermarktung und Social Media einiges möglich, sondern auch was Gehälter oder Bootcamps anbelangt. Das ist auf dem Niveau keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.
epf: Welche Turniere stehen in diesem Jahr noch an, was für Leistungen und Ergebnisse erhofft ihr euch vom Team?
Dennis Howell: Ich persönlich hoffe, dass die Entwicklung und die Leistungen genau so weitergehen wie bisher. Es kommt mir nicht unbedingt darauf an, dass man direkt alles gewinnt. Ich sehe aber, wie viel Mühe sich jeder im Team gibt und wie sehr sich alle verbessern wollen. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass einige Spieler, während sie intensiv im Team an sich arbeiten, eine immense Doppelbelastung auf sich nehmen, studieren oder anderweitig tätig sind. Ich weiß, wie herausfordernd das sein kann, da ich zu Beginn von mousesports noch selbst in einer Ausbildung war. Daher ist das extrem respektabel und umso beeindruckender, was das Team bisher geleistet und erreicht hat.
epf: Wenn wir auf die bisherige Bilanz des Teams schauen, welche Erfolge und Meilensteine fallen dir da ein?
Dennis Howell: Wir konnten uns in der ESL Meisterschaft, welche noch in CS:GO fertig gespielt wurde, die inoffizielle Meisterschaft in der dritten Liga sichern und haben uns nach einer ungeschlagenen Gruppenphase in der ESEA Open über die Playoffs für die ESEA Main qualifizieren. Zudem konnten wir in einem Community Turnier zum Release von CS2 den zweiten Platz hinter einem Erstligisten belegen. Eine ganz ordentliche Bilanz.
epf: Wie schätzt du die aktuelle Lage der Counterstrike-Szene in Deutschland und international ein?
Dennis Howell: Durch den Wegfall der ESL Meisterschaft in Deutschland sieht es in der Szene national natürlich nicht ganz so rosig aus. Ich hoffe und denke aber, dass sich da schon bald etwas Neues anbahnen wird – was vielleicht sogar noch viel besser werden wird? Die ältere Generation wie nex, Spiidi, usw. haben jetzt auch mittlerweile ein Alter erreicht, wo sie bereits nicht mehr spielen oder kurz davor sind aufzuhören. Wir haben aber sehr viele junge Spieler, mit sehr viel Potenzial, die ebenso Großes erreichen können, wenn sie hinter ihrem Ziel stehen und alles dafür geben. Genau diese Leute wollen wir mit der epf und dem Xperion NXT Projekt identifizieren und ihnen dabei helfen, diesen Weg zu bewältigen. Wenn all diese jungen Spieler ihr Potenzial ausschöpfen können, sieht es national denke ich gar nicht mal so schlecht aus.
International in der Top-Szene ist CS natürlich am Boomen. Die Preisgelder und Gehälter werden immer höher, das Interesse ist nach wie vor da, jedoch muss man jetzt auch erstmal abwarten, wie sich CS2 entwickelt. Viele professionelle Spieler beschweren sich über mangelnden Support von Valve und da sich CS2 in noch keinem optimalen Zustand befindet, sind wir auf die Fähigkeiten von Valve angewiesen, dass sie das hinkriegen und im Allgemeinen die Szene noch viel weiter vorantreiben, mit vielleicht einem überarbeiteten Major-System etc.
epf: Welche Veränderungen oder Entwicklungen sind deiner Meinung nach notwendig, um die Szene weiter zu stärken und wie vermag das Projekt NXT dazu beizutragen?
Dennis Howell: Es sollte immer so sein, dass all diese jungen Spieler hinter ihrem Ziel stehen. Sie müssen verstehen, was für ein Privileg es sein kann, wenn man in jungen Jahren beispielsweise direkt Zugriff auf einen Sportpsychologen hat. Wenn direkt ein ganzes Coaching-Team mit erfahrenen Leuten, die bereits sehr viel erreicht haben, ihnen helfen können und was das für ihre Entwicklung bedeutet. Das Xperion und die epf können all das bieten und ich hoffe, dass das so irgendwann die Norm sein wird, damit noch viel mehr Spieler mit Potenzial Zugriff auf solche Dinge haben können, um ihre Träume zu verwirklichen.
Danke für deine Zeit und die interessanten Einblicke!